Stolz liefert die Agentur ihrem Kunden die gewünschte Plakatvorlage mit einem stolzen Elefanten als Key-Visual. Der Kunde meldet sich telefonisch zurück, zeigt sich ganz zufrieden mit der Agenturleistung, fragt aber, ob man den Elefanten per Photoshop nicht etwas mehr in die frontale Ansicht drehen könne, damit er besser zur Geltung komme. – Diese Geschichte kursiert in Agenturen als Fanal einer problematischen Kundenbeziehung. Während der eine sich über die Unwissenheit des anderen lustig macht, steigt beim anderen Unmut (und mehr) infolge gefühlter Kooperationsverweigerung. Das Ergebnis: Der Kunde wird zur Lachnummer, die Agentur zum Hassgegner.
Tatsächlich sind Kunden ohne Agenturerfahrung für Agenturen problematisch, die Wünsche sind oft so unrealistisch wie die Erwartungshaltungen. Unwissenheit über die Agenturabläufe produziert Mehrarbeit und im schlimmsten Fall Fehlleistungen. Das nervt die Agenturdienstleister und verhagelt wegen zu vieler Korrekturschleifen die Rendite. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille: Solange Agenturen ihre Kreationen wie Elaborate aus dem Voodoo-Topf verkaufen, müssen sie sich nicht wundern, wenn Kunden sie für Zauberer halten (siehe Elefantenbeispiel). Solange Kreative sich selbst mystifizieren, müssen sie sich ebenso nicht wundern, wenn ihre Kunden sie für abgehoben halten.
Um es auf den Punkt zu bringen: auch Agenturen kochen mit Wasser, auch Kunden sind keine Könige. Wenn sich beide in die Niederungen des Alltags herablassen, helfen vielleicht ein paar einfache, handfeste Regeln, das Verhältnis zu glätten. Kundenentscheidungen bleiben verbindlich, wie Agenturzusagen nie relativiert werden. Auf Kundenseite gibt es einen (!) Entscheider, wie es auf Agenturseite einen (!) Ansprechpartner gibt. Der Kunde ist für sachliche Richtigkeit zuständig, die Agentur für funktionierende Kommunikation. Und Geschmacksfragen sind auf beiden Seiten tabu…
Versprochen, wer so zusammenarbeitet, kann auch Elefanten drehen.